Friedenskirche Friedensfenster
Friedenskirche Sendenhorst | Foto: Manfred Böning

Aktuelles aus dem Kirchenkreis Hamm

Nur ein Hauch von Leben...

Ökumenische Trauerfeier am 7. November für alle, die um ein Kind trauern

HAMM - Wenn die Kinder schlafen ein, wachen auf die Sterne... Mit diesem Vers beginnt das Wiegenlied auf dem Gedenkstein für die "Sternenkinder". "Dieser Begriff steht für glücklose Schwangerschaften, die frühzeitig endeten," erklärt Pfarrerin Ulrike Melloh. Immer noch ist das ein Tabuthema.

Dabei: "Jede dritte Schwangerschaft in Deutschland verläuft statistisch gesehen unglücklich", ergänzt Pfarrerin Cornelia Piskorz. Beide Pfarrerinnen sind erfahrene Krankenhausseelsorgerinnen im Ev. Krankenhaus Hamm. Seit fast 30 Jahren kümmern sie sich neben kranken Menschen auch um Eltern und Angehörige, die ein Kind verloren haben. "Diese Kinder kommen auf unser Sternenfeld," sagt Ulrike Melloh. "Das Grabfeld wurde 2002 als eines der ersten in NRW eingeweiht", erinnert sich Cornelia Piskorz. Bereits im November fand der erste Trauergottesdienst statt. Inzwischen wird zweimal im Jahr eine ökumenische Trauerfeier mit anschließender Bestattung der Sternenkinder angeboten - im Frühjahr nach den Osterferien und meist am ersten Samstag im November.

Zur Trauerfeier sind alle Menschen eingeladen, die um ein Kind trauern. Sie ist bewusst ökumenisch gehalten und findet öffentlich vor dem Sternenfeld statt. Auch Angehörige anderer Religionen nehmen daran teil. Trauer und Schmerz um ein verlorenes Kind machen nicht Halt vor Hautfarbe, Kultur oder Religion. Manchmal kommen mehr als 50 Menschen. Gemeinsam gehen sie mit einer Kerze in der Hand zum Sternenfeld, beten miteinander, hören die Worte der Pfarrerinnen. Musikalisch gestaltet ein Posaunenchor die Feier. Anschließend werden die kleinen weißen Särge und die bunten Kartons mit einem Segen der Erde übergeben. Die Hinterbliebenen erhalten einen Stern. Ein Herzensanliegen ist es den beiden Seelsorgerinnen, den Angehörigen einen würdigen und liebevollen Abschied von ihren Kindern zu ermöglichen. Das Gedenken und Trauern in der Gruppe von Gleichgesinnten an einem festen Ort hat eine wichtige Bedeutung für die Betroffenen.

"Die anderen Eltern, die da sind, haben das gleiche Schicksal", betont Ulrike Melloh. Es gibt keine komischen Blicke, kein peinliches Schweigen. Die Schicksalsgemeinschaft schenkt sich einander Verständnis und Trost. Der Verlust eines Sternenkindes geht auch an den Helfern nicht spurlos vorüber. Ärzte und Pflegekräfte, die die Eltern und Kinder begleiteten, nutzen die Gelegenheit der Trauerfeier, die eigene Betroffenheit zuzulassen. "Es ist die eigene Ohnmacht, alles versucht zu haben", sagt Ulrike Melloh "und doch war es vergebens". Die ökumenische Trauerfeier möchte eine Antwort geben auf die Frage: "Wie soll man über etwas trauern, was nicht richtig da war?" Eltern trauern nicht nur um ihr verlorenes Kind, auch um ihre Lebensplanung, ihre Zukunft. "Man denkt und hofft, alles werde schon gutgehen. Doch am Ende bleibt nur die `Durchkreuzte Hoffnung´", wie es Cornelia Piskorz nennt. Gibt es Hilfe in dem Schmerz? Es sind meist kleine Zeichen. "Eine Kerze anzünden am errechneten Geburtstag", ermutigt Cornelia Piskorz. "Den Verlust nicht verschweigen oder verdrängen", rät Ulrike Melloh. "Es gibt viele Betroffene. Die Gemeinschaft gibt Halt."

Bei aller Trauer haben die beiden Seelsorgerinnen eine Hoffnung: "Die Kinder sind nicht allein auf dem Sternenfeld. Sie sind aneinander gekuschelt mit anderen Kindern."
... und es steigen Engelein, nieder aus der Ferne, halten wohl die ganze Nacht, bei den kleinen Kindern wacht.

Wiegenlied

Sonne, Mond und Sterne
Wenn die Kinder schlafen ein
wachen auf die Sterne
und es steigen Engelein
nieder aus der Ferne
halten wohl die ganze Nacht
bei den kleinen Kindern wacht.

Friedrich Güll (1812-1879)

Ökumenische Trauerfeier
Am Samstag, 7. November, um 10 Uhr auf dem Kommunalfriedhof Birkenallee, Birkenallee, in Hamm. In 2021 sind Trauerfeiern für den 17. April 2021 und 6. November 2021 geplant.
Auskunft beim Arbeitskreis der Hammer Krankenhäuser zum Umgang mit Früh- und Fehlgeburten, Pfarrerin Ulrike Melloh und Pfarrerin Cornelia Piskorz: 02381/589-1209.

 

 

 

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