Deutlich mehr Menschen als im vergangenen Jahr nahmen in Hamm am Gedenken an die Pogromnacht des 9. November vor 85 Jahren teil. Auf dem Platz der Alten Synagoge rief Oberbürgermeister Marc Herter dazu auf, der „widerlichen Fratze des Antisemitismus“ ohne Wenn und Aber entgegenzutreten. „Nie wieder – das ist heute!“ verknüpfte Herter das Gedenken mit dem eindringlichen Appell, nicht zuzulassen, dass Judenhass heute wieder Raum greift.
„Es braucht jetzt Solidarität mit den Jüdinnen und Juden, die nicht am 10. November schon wieder vorbei ist“, verband auch der Vorsitzende des Arbeitskreises Woche der Brüderlichkeit, Pfarrer Carsten Dietrich, das Gedenken mit der aktuellen Situation nach den Terrorangriffen der islamistischen Hamas vom 7. Oktober. Es sei erschreckend, so Dietrich, wenn das öffentliche Mitgefühl bei anderen vergleichbaren Anlässen größer ausfalle, weil bei Vielen wohl doch der Gedanke „selbst schuld!“ mitschwinge. „Mitgefühl klingt anders“, stellte er fest und fragte: „Kann man nach so einem Grauen das ‚Aber‘ nicht mal weglassen?“ Als praktisches Zeichen der Solidarität regte Carsten Dietrich an, dem Freundkreis der jüdischen Gemeinde für den Kreis Unna e.V. beizutreten. Schülerinnen und Schüler der Konrad-Adenauer-Realschule erinnerten in Ergänzung dazu an den Hammer Heinrich Hegener, der das Konzentrationslager überlebte.