Tauffenster Nicolaikirche
Tauffenster in der ehemaligen Nicolaikirche Vorhelm | Foto: Manfred Böning

Gute Gründe für den Glauben

Das "Facettenkreuz" und die damit verbundene Aktion "evangelisch aus gutem Grund" stehen für ein bewusstes, evangelisches Profil der Kirche. Das Ziel ist es dabei, wieder mehr miteinander über den Glauben zu reden und ihn glaubwürdig zu leben. Gesucht wird, was evangelische Christinnen und Christen authentisch glauben, leben und begründen können.
Das kann auch für eine ehrliche Ökumene nur von Vorteil sein. Die Erfahrung im Kirchenkreis Hamm bestätigt, dass der Dialog zwischen katholischen und evangelischen Christen über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Konfessionen wertvolle neu Impulse erhält. Der Austausch über die guten Gründe, evangelisch - oder aber katholisch - zu sein, führt die Beteiligten immer wieder zurück zu den Wurzeln ihres eigenen Glaubens und ihrer eigenen Frömmigkeit.

Gute Gründe evangelisch zu sein
So ist es durchaus beabsichtigt, dass das mit dem "Facettenkreuz" verbundene Motto "evangelisch aus gutem Grund" irritiert und Fragen aufwirft: "Warum bin ich eigentlich evangelisch? Nur weil meine Eltern evangelisch waren und ich so getauft wurde?" Die Antworten auf diese Fragen fallen unterschiedlich aus. Sie kreisen jedoch, wie viele Gespräche und Diskussionen zeigen, um einige zentrale, für das evangelische Christsein entscheidende Themen.

...in evangelischer Freiheit
Evangelisch - das bedeutet für Viele: "Jeder Mensch bildet sich selbst ein Urteil." Das Gewissen des Einzelnen bleibt die letzte Instanz vor Gott und den Mitmenschen. Es kommt darauf an, in "evangelischer Freiheit" Verantwortung für das eigene Leben ebenso wie für die Gemeinschaft zu übernehmen.

...in Bindung an die Heilige Schrift
Evangelisch - das bedeutet für Viele: "Der Glaube an Jesus Christus ist nicht beliebig." Bei aller Vielfalt christlicher Lebensäußerungen ist der Maßstab des Glaubens die Heilige Schrift. Im Lesen der Bibel, in Gesprächen und Diskussionen, in Gottesdienst und Gebet gilt es herauszufinden, wie Menschen heute glaubwürdig als Christinnen und Christen leben können.

...im ökumenischen Dialog
Evangelisch - das bedeutet für Viele: "Zur Ökumene gibt es keine Alternative." Der kirchliche Auftrag und das evangelische Selbstverständnis fordern dazu auf, den Dialog und das Zusammenleben mit den christlichen Konfessionen in "versöhnter Verschiedenheit" zu gestalten. Denn der Heilige Geist hat vielerlei Gestalt. Die Kirche Jesu Christi reicht weiter als die Grenzen der Konfessionen. Doch das Bemühen um die Einheit der Christenheit braucht das Wissen um die eigene Identität: Nur wer weiß, wer er oder sie selbst ist, kann authentisch anderen begegnen.

...in protestantischer Vielfalt
Evangelisch - das bedeutet nicht zuletzt auch: "Es gibt viele unterschiedliche gute Gründe, sich zum Glauben an Jesus Christus zu bekennen." Das "Facettenkreuz" und die Aktion "evangelisch aus gutem Grund" erinnern daran, dass der Glaube zwar auch, aber nicht nur Privatsache ist. Christinnen und Christen und mit ihnen die ganze Kirche sind gefordert, im öffentlichen Leben "Farbe zu bekennen": Protestantisch aus Überzeugung und Tradition - vielfaeltig, aber nicht beliebig.